07.05.2020 Presseerklärung von Prellbock Altona zum Bau der Musikhalle am Diebsteich:
Das Gekungel zwischen Stadt und Immobilieninvestoren geht in eine neue Runde
Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen genießt plötzlich der Bau einer Musikhalle mit mehr als 4.000 Plätzen am Diebsteich oberste Priorität, und das auf einem Grundstück, das ursprünglich für den Wohnungsbau vorgesehen war. Will der Senat damit davon ablenken, dass im Rahmen des jetzt mit Nachdruck vorangetriebenen Neubaus der Sternbrücke drei kleine Musikclubs platt gemacht werden?
Anstatt eine vielfältige kleinteilige Musik- und Kulturszene zu fördern, machen SPD und Grüne immer mehr gemeinsame Sache mit Großinvestoren und begeben sich damit in deren Abhängigkeit. Eine Musikhalle für 4.000 Menschen dient nur großen international agierenden Konzertveranstaltern, aber nicht der lokalen Musikszene. Kreativität und Vielfalt entsteht nur in kleinen Clubs und Veranstaltungsorten, nicht bei Mega-Events. Aber gerade die kleinen Clubs und Veranstalter haben es nach der Corona-Krise besonders schwer und bedürfen der gezielten Förderung.
Es stellt sich die Frage, ob das Vorantreiben des Projektes Musikhalle am Diebsteich eine Verpflichtung der Stadt gegenüber dem Privatinvestor ProHa Altona GmbH&CO.KG ist, der ja am neuen Bahnhof je ein Hotel- und ein Bürohochhaus errichten soll. Als nächstes Projekt steht dort die Errichtung eines Regionalligastadions an, natürlich auch wieder mit „Privat“Investoren. Die zentrale Aufgabe, den Bahnhof Diebsteich zu einem S-Bahnkonten für den Hamburger Westen (Ausfädelung der S32, Wendepunkt der S4 Ost, bzw. Überleitung zur S4 West, Ausfädelung der S21 nach Kaltenkirchen) auszubauen, ist seit Corona völlig aus der politischen Diskussion verschwunden.
Genauso wie beim Projekt „Überseequartier“ in der Hafen-City die Großinvestoren die Stadt erpresst haben, das Doppelte der ursprünglichen geplanten Einzelhandelsfläche zum Schaden der Fachgeschäfte in der Innenstadt nach zu genehmigen, werden die Immobilienspekulanten am Diebsteich die Stadt vor sich hertreiben und zu noch mehr aus öffentlichen Mitteln zu finanzierenden Infrastrukturvorleistungen zwingen. Ein bestes Beispiel, wie unverfroren sich Privatinvestoren verhalten, ist der erneute Verkauf des Holsten-Geländes an eine weitere Spekulantengruppe. Damit verliert die Stadt dort immer mehr ihre Gestaltungshoheit. Jetzt rächt es sich, dass im Holstenquartier leichtfertig auf das städtische Vorkaufsrecht verzichtet wurde.In den Anwohnerbeteiligungsverfahren haben die Anwohner mehrheitlich den Bau dieser Konzerthalle abgelehnt und sogar für diese Fläche ein Konzept erstellt. Wie auch bei der neuen Mitte Altona werden jedoch Anwohnerwünsche konsequent ignoriert.
Prellbock Altona fordert daher:
- Keine Musikhalle am Diebsteich
- Stattdessen Bau von 1.200 Sozialwohnungen und mietreduzierten Gewerbeeinheiten für Kleingewerbe auf dem ehemaligen Thyssen-Schulte Grundstück, welches jetzt der Stadt gehört.
- Ergebnisoffene Anwohnerbeteiligung für die Gestaltung des Geländes am Diebsteich
- Verbesserung der Förderung der kleinen Musikclubs und der freien Kulturszene
- Bei Sanierung der Sternbrücke: Erhalt der drei Musikclubs in den Kasematten des Bahndammes
- Ausbau des S-Bahnhofs Diebsteich zu einem 4-gleisigen S-Bahn-Knoten für den Hamburger Westen.
- Verzicht auf den überflüssigen Fernbahnhof Diebsteich, stattdessen Modernisierung des Kopfbahnhofs Altona an Ort und Stelle.
Dazu Michael Jung, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona: „Die Gestaltung der Stadt darf nicht den Gewinninteressen der Immobilieninvestoren untergeordnet werden. Eine vielfältige Kulturszene entsteht nicht unter dem Diktat der Kapitalverwertung. Kleine Musikclubs und freie Spielstätten sind bevorzugt zu fördern. Es kann nicht angehen, jetzt unter der Ablenkung der Medien und der Öffentlichkeit heimlich bürger- und kulturfeindliche Projekte durchzuziehen.“
„Unser Bahnhof Altona bleibt, wo er ist“.
Hamburg, den 07.05.2020
Prellbock Altona
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