Diebsteich – Dialog ohne Fortschritt

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V. vom 3.12.2021 zur Plenumssitzung des Dialogforums Schienenverkehr Hamburg:
Bahn und Stadt mögen es immer noch leugnen: Bahnhof Diebsteich ist und bleibt eine Fehlplanung!

Die langatmigen Präsentationen auf der leider nur digital stattgefundenen öffentlichen Sitzung des Dialogforums Schiene haben die klare Erkenntnis gebracht:

  • Bahn und Stadt wollen das Projekt Diebsteich um jeden Preis nach veralteten Plänen durchsetzen.
  • Erneut vorgetragene Bekenntnisse zur Verkehrswende bleiben Worthülsen. Es fehlen Taten.
  • Das Thema Klimawandel und limitiertes CO² Budget ist bei den Verantwortlichen noch nicht richtig angekommen.
  • Eine abgestimmte Planung zum Ausbau des Schienenverkehrs für Hamburg („Masterplan Starke Schiene Hamburg“) ist nach wie vor nicht in Sicht.
  • Das Gemauschel mit Investoren ist wichtiger als die Rechte und Bedürfnisse der Fahrgäste.
  • Die Verschleuderung öffentlicher Gelder ohne konkreten Fahrgastnutzen geht unbeeindruckt von ernsten Mahnungen z.B. des Bundes-rechnungshofes weiter.

Die Kritikpunkte und Fragen von Prellbock e.V. im Einzelnen:

  • Der Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET) passt nicht zu den gegenwärtigen Planungen von Diebsteich.
  • Die Schienenverkehrsprojekte in der Stadt (S-, U-, Regionalbahn und Fernverkehr) werden nicht zusammen betrachtet. Die U5 fand in der Veranstaltung mit keinem Wort Erwähnung, obwohl ihr Bau den VET zweimal kreuzt und beide Bauwerke sich wechselseitig behindern.
  • Der VET käme am Diebsteich dort heraus wo die Fundamente der Hochhäuser geplant sind. Das ist in den Planungen aber überhaupt nicht berücksichtigt.
  • Die S32 zur Science City Lurup/Osdorf, die am Diebsteich ausgefädelt werden soll, kam in den Präsentationen überhaupt nicht vor.
  • Die DB hält die Ergebnisse der Untersuchung, die die Leistungsfähigkeit von Diebsteich beweisen sollen, weiterhin unter Verschluss (Langfassung der SMA-Studie).
  • Der Ausbau von Diebsteich zu einem S-Bahnknoten im Hamburger Westen wird systematisch blockiert, besser gesagt zubetoniert.
  • Die Untersuchung zum Ausbau der Güterumgehungsbahn zu einem S-Bahn-Ring hat nur Alibifunktion, denn sollte sie umgesetzt werden, würde dies eine komplette Änderung des Baukonzeptes für Diebsteich erfordern.

An dem vierstündigen Plenum nahmen die Senatoren Dr. Dressel und Dr. Tjarks die ganze Zeit teil. Dabei haben sie auffallend oft zu dem von DB Netze präsentierten Baukonzept für Diebsteich geschwiegen. Ist das ein Zeichen dafür, dass wesentliche Zukunftsfragen für den Bahnverkehr in Hamburg nicht geklärt sind? Senator Tjarks betonte mehrmals, dass ihm an einem Infrastrukturkonsens für einen leistungsfähigen Bahnverkehr in Hamburg gelegen ist. Dieser erfordert aber einen ehrlichen Dialog, bei dem auch die unbequemen Fragen beantwortet werden.

Dazu Michael Jung, Sprecher von Prellbock Altona e.V.: „Die Probleme liegen auf dem Tisch. Prellbock ist bereit zu einem Dialog auf Augenhöhe. Es dürfen aber nicht jetzt mit Beton Fakten geschaffen werden, die einem zukunftsfähigen Ausbau des Schienennetzes in Hamburg im Wege stehen. Daher ist ein sofortiger Baustopp für Diebsteich unabdingbar.“

Aus den Diskussionen auf dem Dialogforum muss jetzt umgehend folgen:

  1. Das Projekt Diebsteich muss komplett auf den Prüfstand, denn für den Deutschlandtakt und die Verdoppelung der Verkehrsleistung im Personenverkehr (so im Koalitionsvertrag fixiert) ist der Bahnhof, so wie derzeit geplant, schlicht zu klein.
  2. Es muss umgehend geklärt werden, wie die S-Bahnprojekte
  • Verbindungsbahnentlastungstunnel,
  • S32, eine S-Bahnverbindung zur Science City und weiter nach Lurup/Osdorf und Schenefeld,
  • der Bau einer zweiten Eisenbahn-Elbquerung entlang der A7 von Harburg nach Altona,
  • Ausbau der Güterumgehungsbahn zu einem zweigleisigen S-Bahn-Ring,
  • Bau der S4 West bis nach Elmshorn mit entsprechenden Gleiserweiterungen

am Diebsteich zusammengeführt werden können. Das verlangt mindestens einen viergleisigen S-Bahnhof am Diebsteich. Um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden, kann das nur heißen:

Baustopp am Diebsteich jetzt!

Sofortige Erarbeitung eines Masterplans Schiene für Hamburg!

Michael Jung
Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V.
Für starken Umwelt- und Klimaschutz
Verkehrswende – starke Schiene für Hamburg
Für mehr Fahrgastkomfort mitten in der Stadt
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