19.08.2020 Pressemitteilung von Prellbock zur erneuten Kostensteigerung der geplanten S-Bahnstation Ottensen
Seit 17 Jahren plant die DB AG an der neuen S-Bahnstation Ottensen. Nach Abschluss der
Planfeststellung in 2016 betrugen die Kosten angeblich 16 Mio. Euro, zu Beginn des
Jahres wurden Kosten von 22 Mio. Euro genannt. Jetzt bei Baubeginn spricht die DB AG
von 27 Mio. Euro. Dies ist eine Steigerung um 22,7% seit der letzten Schätzung und um
68% seit Abschluss der Planfeststellung.
Erinnern wir uns an einen ähnlichen Fall: Bei Baubeginn sollte die S-Bahnstation
Elbbrücken 35 Mio. Euro kosten, bei Baufertigstellung waren es dann 69 Mio. Euro, also
nahezu das Doppelte binnen zwei Jahren. Da die Baufertigstellung der neuen S-
Bahnstation Ottensen für Ende 2021 (ohne die DB üblichen Verzögerungen) geplant ist,
muss man leider mit weiteren Kostensteigerungen auf bis zu 35 Mio. Euro und mehr
rechnen.
Jeder klar denkende Bürger fragt sich: Was geht hier vor, warum ist eine simple S-
Bahnstation an einer Bestandsstrecke so teuer?
Prellbock Altona hat nach Durchsicht der Ingenieurplanungen für die S-Bahnstation sofort
zwei wesentliche Mängel der Station erkannt (siehe auch unsere Pressemitteilung vom
1.7.2020 zu diesem Thema):
- Die Station ist nicht voll barrierefrei, weil der Westzugang nur über eine Gleisbrücke,
ohne Aufzug und Rolltreppen möglich ist und der östliche Zugang lediglich über einen
Aufzug (der wie bei der DB üblich zu 1/3 der Zeit defekt ist) und keine Rolltreppen
verfügt. Mobilitätseingeschränkte Passagiere können, wenn der Aufzug nicht
funktioniert, bei Ankunft in dieser Station gefangen sein! Eine solche Planung wurde
von der Senatsstelle für die Gleichstellung behinderter Menschen abgesegnet bzw.
nachdem Prellbock auf diesen gravierenden Mangel hingewiesen hatte, angesichts der
„fortgeschrittenen DB-Planungen als nicht mehr änderbar“ bezeichnet! Allein dies ist
schon ein Skandal. - Der rot/grüne Senat akzeptiert kommentarlos die völlig überteuerten DB-Planungen..
Eine zusätzliche S-Bahnhaltestelle an einer Bestandsstrecke sollte sich bei den, für die
S-Bahnstation Ottensen gegebenen, günstigen räumlichen Gegebenheiten für 2-5 Mio.
Euro errichten lassen. Dafür müsste man nur zwei Außenbahnsteige errichten. Diese
wären sogar von der Gaußstraße und der Thomastraße her ebenerdig und von der
Bahrenfelder Straße/Bahrenfelder Steindamm her mit Rampen (ohne teure und
schadensanfällig Aufzüge) zu erreichen. Die DB AG wählt aber eine bahntechnisch
unsinnige Lösung mit einem Mittelbahnsteig, weil sie zwischen dieser Station und der
S-Bahnstation Bahrenfeld noch zwei Abstellgleise für die noch nicht einmal
planfestgestellte S4 dort unterbringen will. Denn für diese ist an dem geplantenBahnhof Diebsteich kein Platz. Die räumliche Enge des geplanten Bahnhofs Diebsteich
hatte Prellbock Altona seit 2015 immer wieder kritisiert. - Die Kosten für die S-Bahnstation Ottensen trägt Hamburg. Die DB greift hier wieder
einmal dem Hamburger Steuerzahler ungeniert in die Tasche! Die Differenz zwischen
realistischen Kosten und den völlig überteuerten DB-Planungen liegt bei 25 Mio. Euro!
Warum schweigen die Hamburger Politik und der grüne Verkehrssenator zu diesem
Skandal?
Soll verhindert werden, dass die Fehlplanung der S-Bahnstation Ottensen – eine Folge des
unsinnigen Bahnhofsprojektes Diebsteich – öffentlich wird?
Oder nutzt die DB die Unkenntnis der Hamburger Verwaltung und Politik in
bahntechnischen Fragen rigoros aus, um Kosten auf die Stadt abzuladen und sich selber
die Taschen zu füllen? Denn die DB kassiert 20% der Baukosten für die von ihr erstellte
Planung und noch einmal 15% für die Bauüberwachung, diese wird umso teurer je länger
die Bauzeit ist.
Dazu Michael Jung, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V.:
„Es ist nicht akzeptabel, dass die Hamburger Steuerzahler für die Fehlplanungen und
Verzögerungen der DB zur Kasse gebeten werden.
Bei einer Realisierung der Station mit zwei Außenbahnsteigen mit ebenerdigem bzw.
Zugang über Rampen könnte die Station zu weniger als einem Viertel der Kosten in
weniger als 6 Monaten errichtet werden. Zusätzlich entfielen dabei die umfangreichen
Umleitungen von Buslinien während der Bauzeit und die mehrfachen wochenlangen
Unterbrechungen des S-Bahnverkehrs zwischen Othmarschen und Altona. Und die
Hamburger Steuerzahler würden 25 Mio. Euro sparen!
Die Bauarbeiten haben gerade erst begonnen, und ein Schildbürgerstreich erster Güte zu
Lasten der Hamburger Steuerzahler kann noch verhindert werden.
Jetzt ist der grüne Verkehrssenator gefordert, sich für eine preisgünstige barrierefreie S-
Bahnstation Ottensen einzusetzen und weiteren Planungsunfug der DB zu verhindern.“
Kostengünstige Alternativen, die mit weniger Bauarbeiten verbunden sind und besser den
Interessen mobilitätseingeschränkter Fahrgäste dienen, müssen unter den Aspekten des
Klimawandels eindeutig Vorrang haben.
Prellbock–Altona fordert daher: Bau einer voll behindertengerechten S-Bahn-Station
Ottensen mit zwei Außenbahnsteigen.
Und für den Bahnhof Altona gilt: Bahnhofsmodernisierung an Ort und Stelle:
„Unser Bahnhof Altona bleibt, wo er ist“.
Hamburg, den 19.08.2020
Prellbock Altona
info@prellbock-altona.de
www.prellbock-altona.de