Stilllegung des Bahnhofs Altona vom 4.- 19. März 2023

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V. vom 02.03.2023 zur Stilllegung des Bahnhofs Altona vom 4.- 19. März 2023

Die Deutsche Bahn (DB) wird immer dreister: Altona vom 4. – 19. März vom Regional- und Fernverkehr abgehängt!

Am 10.02.2023 informierte Prellbock-Altona die Presse und die Öffentlichkeit über die umfassenden Sperrungen, Zugausfälle, Umleitungen und die faktische Stilllegung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona vom 4. – 19. März.

Erst am 26.02.2023 hielt die DB es für angezeigt, ihre Fahrgäste am Bahnhof Altona auf einem Plakat und zwei kleinen DIN-A4-Zetteln auf die Sperrungen, Umleitungen, Zugausfälle und Fahrzeitverlängerungen hinzuweisen. Auf den aushängenden Fahrplänen fehlt dagegen immer noch der Hinweis, dass die dort ausgewiesenen Züge 14 Tage lang nicht fahren werden.

Der Zynismus der DB bei der Begründung der Streckensperrungen und faktischen Bahnhofsschließung ist nicht mehr zu überbieten: „Wir bauen für mehr Platz auf der Schiene und für mehr umweltfreundliche Mobilität“. Für wie dumm hält die DB ihre Fahrgäste: Die geplanten Bauarbeiten auf der Verbindungsbahn betreffen vorbereitende Maßnahmen für die Bauprojekte Erneuerung der Sternbrücke und der Brücken Schanzenstraße. Diese beiden Projekte bringen keinerlei Kapazitätserweite­rung und beginnen, obwohl die DB für beide Projekte noch nicht einmal einen Planfeststellungsbeschluss hat! Zusätzlich werden im Rahmen dieser Sperrungen auf dem Gelände des Bahnhofs Diebsteich Oberleitungsarbeiten durchgeführt. Äußerst voreilig, denn die Genehmigung für die dazugehörigen Gleisänderungen im Zusammenhang mit dem Einbau von 21 zusätzlichen Weichen ist frühestens Ende des Jahres zu erwarten.

Altona ist mit seinen 370.000 Einwohnern und seinen Fahrgastzahlen bei der DB mit dem Hauptbahnhof einer Stadt wie von Münster gleichzusetzen. Wie kann man einen solchen Bahnhof 14 Tage lang sperren? Was hat der zweiwöchige Ausfall von Regional- und Fernverkehr während der Frühjahrsferien in Hamburg und Schleswig-Holstein mit der Förderung klimagerechter Mobilität zu tun? Das wissen vermutlich auch die Werbetexter der DB nicht, denn die Begründung für die Bauarbeiten geht komplett an der Realität vorbei.

Denn die Realität sieht so aus:

  • Alle RE/RB-Züge in Richtung Norden nach Flensburg, Kiel, Elmshorn, Wrist, Husum, Westerland beginnen und enden in Pinneberg. Ein Teil der Züge entfällt.
  • Jeder zweite IC/ICE-Zug in den Süden und Westen Deutschlands endet bzw. beginnt in Harburg, der Rest fährt ab bzw. bis Hauptbahnhof. Auch hier entfällt ein Teil der Züge.
  • Die Züge nach Kopenhagen darf die DB aufgrund internationaler Vereinba­rungen nicht einfach streichen. Daher werden sie über die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke Bad Oldesloe – Neumünster umgeleitet. In der Konsequenz fallen die Züge der Linie RB82 aus; Pendler müssen zwei Wochen lang auf einen Schienenersatzverkehr mit Omnibussen ausweichen!
  • Die Nachtzüge nach Wien/Innsbruck und Zürich fallen komplett aus, und das während der Ferien in Hamburg und Schleswig-Holstein, in denen diese Züge normalerweise gut gebucht sind und im Sinne eines Umstiegs von der Straße auf die Schiene unbedingt angeboten werden müssten. Zürich erreicht man während der Bahnhofssperrung in Altona über Nacht nur mit absurdem zwei- oder sogar dreimaligem Umsteigen!
  • Der Autoreisezugverkehr wird komplett eingestellt. Auch hier in Anbetracht der Ferien die denkbar schlechteste Zeit für eine Bahnhofssperrung.
  • Bekanntermaßen werden die beengten Bahnhöfe Pinneberg und Harburg die erheblichen Mehrverkehre niemals störungsfrei bewältigen können, selbst oder gerade bei teils ausfallenden Zügen nicht. Das Bahnchaos in Hamburg ist somit in den nächsten Wochen vorprogrammiert und wird von der DB und dem Senat bewusst in Kauf genommen.
  • Auch die beiden Bahnbetriebswerke in Langenfelde und Eidelstedt
    hängen so gut wie „in der Luft“. Drehfahrten (= das Wenden von Zügen mit falscher Wagenreihung) über den Bahnhof Altona sind nicht möglich. Zustellungen von reparierten und gereinigten Zügen sind äußerst schwierig. Reisende werden entsprechend oftmals mit falscher Wagenreihung und/oder dreckigen Zügen abgespeist.


Um bei unerlässlichen künftigen Baumaßnahmen die Beeinträchtigungen für die FahrGÄSTE zu minimieren, ist folgendes unabdingbar:

  • Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung der Strecke Bad Oldesloe – Neumünster.
  • Zweigleisiger Ausbau der Güterumgehungsbahn in Hamburg und Herrichtung für den Regionalverkehr.
  • Umfassende Modernisierung des Bestandsbahnhofs Altona, um alle Schleswig-Holstein-Verkehre aufnehmen zu können.
  • Sofortige Beendung des falsch konzipierten Diebsteich Projekts und Konzentration der Ressourcen auf die Engpass- und Mängelbeseitigung im Bestandsnetz.
  • Dazu Michael Jung, Sprecher von Prellbock Altona e.V.:
    „Die FahrGÄSTE müssen bei allen Baumaßnahmen oberste Priorität haben und ehrlich und vorausschauend informiert werden. Wochenlange Sperrungen großer Streckenabschnitte ohne eine direkte Ausweichmög­lichkeit sind nicht akzeptabel, sofern keine gleichwertigen Ausweich­strecken existieren. Ebenso wie bei Autobahnen sind Totalsperrungen auf Stunden und Tage zu begrenzen. Pendler müssen durch einen 50%igen Preisnachlass auf ihre Zeitkarten für die erlittenen Unannehmlichkeiten und Fahrzeitverlängerungen entschädigt werden. Der Senat muss sich für die betroffenen Pendler einsetzen.“

Michael Jung
Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V.
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