knallt am dollsten: hier die nächste Episode des Wirtschaftskrimis rund um Adler: Da der Adler-Großaktionär Aggregate eine vertraglich vereinbarte Barsicherheit an Vonovia nicht geleistet hat, die er für eine Darlehenssicherung zugesagt hatte, hat Vonovia nun die an ihn verpfändeten Adler-Aktien übernommen. Was das für die Zukunft bedeutet, ist noch unklar.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/vonovia-steigt-bei-adler-ein-aggregate-ist-verstimmt-17824183.html#void
https://www.manager-magazin.de/finanzen/boerse/immobilienkonzerne-vonovia-wird-groesster-anteilseigner-bei-adler-gruppe-a-788003f8-e5dd-4d13-9496-179e523f85b4
https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilienbranche-aktienpaket-aus-pfandverwertung-vonovia-wird-zum-grossaktionaer-der-adler-group/28091576.html?ticket=ST-1068698-fiNmP1LA3QWAXGkFfcSI-ap5
Aktienpaket aus „Pfandverwertung“: Vonovia wird zum Großaktionär der Adler Group
René Bender, Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden, Kerstin Leitel
Handelsblatt, 22.2.2022
Frankfurt, Düsseldorf Der Immobilienkonzern Adler Group hat – zumindest auf dem Papier – einen neuen Großaktionär: Der Wohnungskonzern Vonovia hält nun 20,5 Prozent der Aktien an dem SDax-Unternehmen, wie Vonovia am Dienstagmorgen mitteilte.
Das Aktienpaket fiel Vonovia über eine Pfandverwertung zu. Vonovia hatte dem luxemburgischen Adler-Großaktionär Aggregate Holding ein Darlehen gewährt. Im Gegenzug erhielt Vonovia ein Pfandrecht an Aggregates Aktienpaket. Dessen Höhe basiert auf dem Darlehen in Höhe von rund 250 Millionen Euro und dem aktuellen Aktienkurs.
Zusätzlich vereinbarten die Parteien eine Kaufoption zu 14 Euro je Aktie, die der Konzern über die folgenden 18 Monate ausüben konnte. Als der Aktienkurs von Adler unter die vereinbarte Kursschwelle rutschte, hätte Aggregate eine Barsicherung nachschießen müssen.
Darüber sei Aggregate informiert worden, habe aber diese „vertraglich vorgesehene Barsicherheit nicht geleistet“, erklärte Vonovia nun. Deswegen sei das Aktienpaket übertragen worden. Dies diene „der Wahrung der Vermögensinteressen von Vonovia“.
Bevor man dieses aber nutzen kann, muss das Kartellamt den Vorgang genehmigen. Deswegen habe man de facto keinen Zugriff auf die Aktien und müsse vor weiteren Schritten – beispielsweise einem Verkauf oder der Ausübung der Stimmrechte – abwarten. Die Entscheidung, was mit dem Aktienpaket geschehe, „ist noch völlig offen“, betonte eine Firmensprecherin auf Anfrage. Bereits im vergangenen November hatte Vonovia-Chef Rolf Buch aber nicht ausgeschlossen, eine Mehrheitsübernahme anzustreben.
Bei Aggregate stößt Vonovia unterdessen auf Unverständnis und Widerstand: „Das Vorgehen von Vonovia steht im Widerspruch zu einer klaren Vereinbarung zwischen Aggregate und Vonovia, dass es sich bei dem Darlehen zur Deckung der Adler-Aktien um ein strategisches Darlehen handelte“, ließ der Investor in einer Mitteilung verlauten.
Das Unternehmen prüfe nun die rechtlichen Auswirkungen des Vorgehens von Vonovia, denke aber nicht, dass der Schritt einen Ausfall der bis 2025 laufenden Anleihen von Aggregate bedeute. Grund dafür sei, dass die Adler-Aktien in keiner „wesentlichen Tochtergesellschaft gehalten wurden“. Aggregate überdenke nun seine Position.
Vonovia würde mit einem Einstieg bei Adler seine Position in Deutschland weiter ausbauen. Der Bochumer Dax-Konzern hatte erst jüngst Deutschlands zweitgrößten Vermieter Deutsche Wohnen übernommen. Damit entstand ein Immobilienriese mit rund 568.000 Wohnungen, überwiegend in Deutschland. Vonovia wurde damit zur Nummer eins in ganz Europa.
Adler hingegen kämpft gegen eine Shortseller-Attacke. Der Leerverkäufer Fraser Perring hatte im vergangenen Herbst das Unternehmen des Betrugs, der Manipulation und Täuschung beschuldigt – Vorwürfe, die Adler zurückweist. Doch bis dato gelang es nicht, die Anschuldigungen final zu entkräften.
Adlers neuer Aufseher ist bei Vonovia bestens bekannt
Der Vorfall hatte den Aktienkurs des SDax-Unternehmens abstürzen lassen. Adler hatte Sonderprüfer von KPMG eingeschaltet. Weil deren Untersuchung andauert, musste Adler zuletzt die Vorlage des Jahresabschlusses 2021 verschieben.
Vergangene Woche wurde dann der ehemalige Vonovia-Vorstand Stefan Kirsten zum neuen Chef des Verwaltungsrats des Immobilien-Investors ernannt. Dieser hatte zum Amtsantritt gesagt, dass Adler „ein schwieriger Fall“ sei, aber aus seiner „bisherigen Außensicht sicherlich kein hoffnungsloser“.
Adler müsse aber erst wieder das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen, betonte Kirsten. „Der Elefant im Raum heißt Wirecard“, sagte er. Der insolvente Zahlungsdienstleister habe den Finanzstandort Deutschland und die hiesigen Unternehmen viel Glaubwürdigkeit gekostet. „Gegen diese Tatsache müssen wir ankämpfen.“
Offenbar will auch Vonovia dazu beitragen. In einer Präsentation, in der Argumente für die Einlösung des Pfands auflistet werden, heißt es: „Vonovia kann Einfluss auf die Verbesserung der Corporate-Governance-Strukturen von Adler nehmen – und dass, bereits vor dem forensischen KPMG-Bericht.“
Erst nach dessen Fertigstellung will sich Vonovia dann überlegen, was mit dem neuen Aktienpaket passieren soll: „Wir warten die Veröffentlichung des KPMG-Reports ab, bevor wir entscheiden“, sagte die Firmensprecherin.
Bei Anlegern sorgt der Schritt von Vonovia für Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Aktie von Adler legte kräftig zu und notierte am Mittag mit einem Plus von knapp zwölf Prozent bei 11,42 Euro.