Holsten-Areal: Arbeiter werden nicht bezahlt

28. Juli 2022 Ganz schön krass: ein Hungerstreik von Arbeitenden auf dem Dach eines Gebäudes auf dem Holstenareal, das gerade abgerissen wird.  Das Foto wurde heute morgen von einer Anwohnerin gemacht, die die Polizei verständigt hat, weil an dem Gebäude weiter gearbeitet wurde, obwohl die Arbeiter auf dem Dach standen. Was ist passiert? Niemand macht ohne Grund einen Hungerstreik!! Die miesen Arbeitsbedingungen insbesondere von Vertragsarbeiter*innen aus Osteuropa sind bekannt.

Höchste Zeit, auch die Arbeitsbedingungen auf dem Gelände in den Blick zu nehmen und diesem Hinweis – auch zum Schutz der dort Arbeitenden – nachzugehen!

Wir wissen außerdem, dass der Abriss nicht wie ursprünglich geplant vonstatten geht, z.B. wurde der Bauschutt nicht wie angekündigt in den Hallen zwischengelagert. Staubfahnen ziehen über das gesamte Gelände und beinträchtigen Anwohner*innen und die angrenzende Theodor-Haubach-Schule. Ob Schadstoffe wie Asbest regelkonform entsorgt wurden, wissen die Götter. Darüber wie es um Arbeitsbedingungen und pünktliche Entlohnung konkret aussieht, können wir derzeit nur spekulieren. Berrichte von anderen Baustellen geben zu keinem Optimismus Anlass und Vertrauen in den Investor ist gänzlich unangebracht.

Als zwei Vertreter unserer Initiative am frühen Nachmittag auf dem Gelände waren, war nichts mehr zu sehen. Die anwesende Security wollte natürlich nichts gesehen haben und wusste auch sonst von nichts. Umso mehr Anlass, hier am Ball zu bleiben.

Viele Grüße, Theo Bruns
Holstenareal-Initative „knallt am dollsten“
https://www.knallt-am-dollsten.de/

Meldung bestätigt: Soeben hat der zuständige Bauleiter des Abrissunternehmens Freimuth unserer Initiative gegenüber telefonisch bestätigt, dass die gestrige Dachbesetzung und der Hungerstreik der Arbeiter aufgrund nicht bezahlter Löhne stattgefunden hat. Dies gehört im Geschäftsmodell des Investors Adler bundesweit zum System, wie zuletzt die ARD-Story „Der Immobilienpoker“ eindrucksvoll belegt hat. Dass das dreckige Geschäft dabei Subunternehmen von Subunternehmen, deren Name der Bauleiter nicht nennen wollte, überlassen bleibt, deren Arbeitende für gewöhnlich zu den Schutzlosesten gehören, ist ebenfalls Teil der Perfidie. Unseres Erachtens ist es Aufgabe der Politik, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Wir werden jedenfalls am Ball bleiben. Für einen heißen Sommer!

nun ist der Hintergrund der Protestaktion der Bauarbeiter auf verschiedenen Baustellen in Hamburg und NRW geklärt: Es handelt sich um rumänische Bauarbeiter, die bei einem Subunternehmen von SAR-Industrieservice angestellt sind. Dieses konnte die Löhne nicht mehr zahlen, weil es seinerseits von SAR nicht bezahlt wurde. Das System ist also, das Subunternehmen des Subunternehmens zahlt nicht und den Letzten in der Kette beißen die Hunde, während die Konzerne an der Spitze der Kette sich als Unbeteiligte darstellen. Ein perfides Spiel, das besonders zu Lasten von Arbeitern geht, die am wenigsten Rechte haben. Im Falle des Holstenareals ist die Kette: Adler Group – Consus – Abrissunternehmen Freimuth – SAR-Industrieservice – Subunternehmen mit rumänischen Bauarbeitern. Kein Grund, die Großkonzerne aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Im Falles des Holstenareal liegt diese bei Adler/Consus und die Politik sollte eingreifen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen.

Hier die aktuellsten Presselinks:  

https://www.ddorf-aktuell.de/2022/07/27/duesseldorf-duesseltal-streik-der-beschaeftigten-auf-der-cocoon-baustelle/
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/bauarbeiter-protest-duesseldorf-100.html
https://www.labournet.de/branchen/bau/rumaenische-bauarbeiter-in-duesseldorf-seit-drei-monaten-ohne-lohn-im-hungerstreik-auf-einer-luxus-baustelle/

Herzliche Grüße
Theo

Werte Kolleg*innen,

mittlerweile haben wir über Twitter die Meldung bekommen, dass es eine parallele Aktion in Düsseldorf in der Mathildenstraße gab (siehe Foto im Anhang). Da das Transparent identisch mit dem auf dem Holstenareal ist, scheint es also eine koordinierte Aktion gewesen zu sein. Auf dem Dach ist auch der Schriftzug von SAR zu sehen. Bei dieser Firma soll es sich um das Subunternehmen handeln, welches die Löhne nicht gezahlt hat. Bei einer telefonischen Anfrage sind wir im Sekretariat gelandet. Ich habe angemerkt, das es ja auch im Interesse von SAR liegen müsse, die Meldung richtig zu stellen, wenn sie nicht stimmen sollte. Mir wurde ein Rückruf in Aussicht gestellt, der aber unterblieben ist. Hier der Link zur Firma in Essen:
http://www.sar-industrieservice.de/

Erfreulicherweise haben sich mittlerweile auch die Gewerkschaften eingeschaltet. Im Anhang ein Tweet des DGB  Hamburg. Auch das Bezirksamt Altona hat zugesagt, der Sache nachzugehen. Die Presse ist ebenfalls informiert.